Heute, im Jahre 2008, heißt Camping meist, all den Luxus mitzunehmen, den man zu Hause hat. Daher gibt es Luxuswohnmobile, die mehr kosten als ein kleines Einfamilienhaus, und das normale Wohnmobil kann es mit einem kleinen Einraumappartement - auch preislich - durchaus aufnehmen.



Dagegen ist ein Faltwohnwagen eher eine simple Sache und Understatement pur. Auch und gerade über 40 Jahre nach Herstellung macht aber die Reise mit solch einem Wohnwagen sehr viel Spaß, besonders, wenn alles stimmig und der Wohnwagen in einem guten technischen Zustand ist

Auf Achse:

Im Gegensatz zu den heutigen Wohnanhängern ist das Ankuppeln wirklich ein Kinderspiel. In kaum 10 Minuten kann man das auf ebener Straße alleine bewältigen. Und auf der Campingwiese braucht man dazu höchstens 1 bis 2 Personen als Hilfe, aber nicht mehr Zeit.
Wenn man dagegen die Luxuswohnwagen ansieht: Da braucht das Ankuppeln, besonders auf der Wiese, schon man eine halbe Stunde und dazu handfeste Hilfe aller Nachbarn, bis alles fahrbereit ist. Und natürlich eine ordentliche Zugmaschine, die dann an sich so das ganze übrige Jahr nicht gebraucht wird.
Dabei ist unser gesamter Zug durchaus spektakulär:




Warum nur sahen alle dem Gespann hinterher? Lag es am Wohnanhänger, oder eher doch am Zugfahrzeug. Das war so ohne weiteres nicht festzustellen.
Jedenfalls konnte man bemerken, dass das Fahren mit den Fahrrädern auf dem Wohnanhänger durchaus sein Gutes hatte: Man war immer informiert, was das Anhängsel denn nun tut. Schwieriger ist das schon, wenn die Fahrräder nicht montiert sind: Der Anhänger ist überhaupt nicht zu sehen, weder an der Seite noch vom Rückfenster aus.

Das Fahren mit dem Anhänger ist sehr angenehm. Ohne Dachlast bemerkt man den Anhänger kaum, und man muss aufpassen, beim Einscheren nach dem Überholen an seinen Anhänger zu denken, damit man den Überholten nicht schneidet. Aber wann überholt man schon mal?....
Außerdem ist der Benzinverbrauch unwesentlich oder gar nicht höher als ohne Anhänger. Vielleicht liegt das daran, dass man etwas langsamer fährt, besonders auf der Autobahn. Übrigens kann ich bestätigen, dass das Brüderchen ohne Dachlast (!) sich bei Geschwindigkeiten über 80 erst richtig wohlfühlt. Die Drehstabfederung (kommt einem als Käfer- und Bullifahrer doch irgendwie bekannt vor, oder?) schluckt so manches weg, wesentlich mehr jedenfalls als die billige Gummifederung heutiger Anhänger.
Mit Dachlast besteht das Problem des unsichtbaren Hängers nicht, aber der Schwerpunkt der Fuhre ist doch erheblich höher. Bei starkem Seitenwind fängt alles an zu schwanken, und bei solchen Strecken wie der Fehmarnsundbrücke muss man dann doch Vorsicht walten lassen und langsamer fahren. Dann ist 60 eher angebracht als 80.
Übrigens scheinen die übrigen Autofahrer doch recht robust zu sein: Wenn die Fuhre tüchtig schwankt wie ein Segler bei Windstärke 9, wird doch nur marginaler Abstand gehalten!!!

Im Stand


Das Aufbauen des Brüderchens ist schnell geschehen. Beziehungsweise, das wäre es, wenn nicht die Fahrräder mit wären. Das Abbauen der Fahrräder und des Trägers dauerte länger, als der Aufbau des Brüderchens. Ärgerlicherweise passte der Träger dann nicht unter den Wohnwagen. Nicht, weil er zu breit oder lang wäre, sondern er ist zu hoch, um unter der Achse durchgeschoben werden zu können.
Es ist immer wieder ein Vergnügen, die Holzwände auszuklappen und sofort Gemütlichkeit zu haben. Das Zeltdach ist schnell abgerollt, und nach spätestens 10 Minuten ist der Wagen geschlossen ? wenn nicht tausend Fragen von Nachbarn kommen.
In den Staukästen ist viel Platz für die Dinge, die man so braucht. So kamen dicke Jacken, Verlängerungsschnur, Heizung und Kocher mit, aber auch so wesentliche Dinge wie Stelzen und Federballschläger. Außerdem Tisch, Stühle, Vorzelt, und alles, was man so als anständiger Camper braucht.
Übrigens ist das Zelt ? auch nach über 40 Jahren ? noch dicht. Günstig ist dabei, dass man trotz Regens an die Seitenwand kommen kann, ohne dass Wasser rein läuft. Denn da ist ja Holz und kein Zeltstoff! Offensichtlich hat man bei der Firma Scholz damals ordentliche Stoffe verarbeitet! Und viele Kleinigkeiten gut geplant. Uns ist aufgefallen, dass alles gut durchdacht ist, was am an Kleinigkeiten wie Lüftung und Regalen merkt.
Ein gewisses Risiko war für uns schon da, weil wir die Erfahrung ?Regen? vorher noch nicht gemacht haben



Für das Vorzelt benötigt man doch so einige Zeit zum Aufbau. Es ist aber doch angenehm, wenn man längere Zeit an einem Ort bleibt. Im Vorzelt ist genug Platz, um bei Regen frühstücken zu können, und auch der Kartuschenkocher kam zum Zuge, ebenso hatte der Kühlschrank ein nettes Plätzchen.
Empfehlenswert ist dann übrigens der Türschutz unterhalb der Hecktüre, damit ist es im Vorzelt etwas warm und vor allem nicht so zugig.



Gegen Wind sollte man einige Sturmleinen spannen, ansonsten meint man, mit der ganzen Kiste nachts wegzufliegen.
Brüderchen ist sogar heizbar, und zwar bei uns mit einem kleinen Elektrolüfter von 500W. Im Sommer reicht das vollkommen, auch bei kalten Abenden.
Bei Hitze kann man alles gut lüften. Meistens reicht es schon, die Moskitonetze zu öffnen. Da sie gegenüber liegen, findet eine angenehme Lüftung statt. Reicht das nicht, kann man auch die kompletten Seitenwände nach oben rollen.
Der Innenraum wirkt gemütlich, durch das Holz viel gemütlicher als bei anderen Wohnwagen. Die Regale haben erstaunlich viel Platz, etliche Kleinigkeiten verschwinden oder können dekorativ untergebracht werden.



Nacht

Bei Nacht sind theoretisch bis zu 5 Schlafplätze vorhanden. Angenehm sind 2! Die Mondlandebeine im Unterbau sind etwas schwach, nicht was die Stabilität angeht, sondern sie schwanken dann bei jeder Bewegung der Schläfer etwas und stören die anderen. Da wir aber noch Schlafplätze im Bulli hatten, war das kein Problem. Die Betten sind warm genug, sehr bequem, nicht mit Luftmatratzen und ähnlichen Behelfen zu vergleichen. Auch bei starkem Regen bleibt man trocken. Bei Wind schwankt alles, dann meint man, auf einem Schiff zu sein.
Einen Nachteil darf man aber nicht verschweigen: Bei Regen zusammengeklappt, ist der Wohnwagen überall nass, außen, alle Holzteile von allen Seiten (auch von innen!), auch das Zeltdach. Daher sollte man sich bemühen, alles bei trockenem Wetter zusammenzufalten oder schleunigst nach der Reise alles wieder zu trocknen, will man im nächsten Jahr wieder in Urlaub fahren.
Zusammengeklappt, ist er (mit neuen Dichtungen) wenigstens vorübergehend, regensicher. Er stand ? trocken eingepackt ?in unserem zweiten Feriendomizil eine Woche draußen, bei Regen und Gewitter, und auch bei der Heimfahrt ist er in ein Donnerwetter gekommen. Eingedrungen ist eine kleine Pfütze an der Türe, nicht handtellergroß, was mit einem Taschentuch getrocknet werden konnte.

Resultat

Da das Scholz-Brüderchen quer in unsere Garage passt, ist es der ideale Reisebegleiter. Für kleine Ausflüge zu Oldtimertreffen ist es ideal, ohne Fahrräder kann es sogar für einen Mittagsschlaf auf dem Rastplatz auseinandergefaltet werden. Auch nach 40 Jahren kann er, gut gepflegt, alltagsmäßig eingesetzt werden. Aber auch für eine Woche bei wechselhaftem oder schönem Wetter auf dem Campingplatz ist es eine große Bereicherung, auch wenn das Brüderchen eher bescheidenen Luxus verspricht.

Frank

stimmt, das hat er fein gemacht!

Ich hatte am WE auf dem Fußballcamp meines Juniors auch den ersten Regentest (nach Imprägnierung!). Selbiger ist ebenfalls positiv ausgefallen.

Achja und zum Aufbau: Als wir ankamen, waren die ersten bereits dabei ihre Zelte aufzubauen - ich wurde zunächst belächelt weil ich armer Kerl das "Ding" aufbauen musste - allerdings saß meine Wenigkeit 10 min später im Klappstuhl vor meiner Hütte und habe zugeschaut wie die Camper die Heringe reingeklopft haben und Luftmatratzen aufgepustet haben 8)

Aber Frage: Wo hast du denn Sturmleinen am Bruder festgemacht?

Nächster Test: Am WE Käfertreffen im Allgäu!

Hallo

Nee, war nicht für `ne Zeitung. Hab einfach Spaß an solchen Sachen, und manchmal packt es mich und ich schreibe einfach was.
Ist ja schön, dass es Euch so gefällt.

Übrigens: Die Sturmleinen habe ich nur am Vorzelt festgemacht. Aber auf irgendeiner Abbildung habe ich gesehen, dass man auch die Leine zum Hochziehen der Zeitenwand auf der Deichselseite als Sturmleine verwenden kann. Da ist ja - jedenfalls bei mir - so ein kleines Stöckchen dran, welches man als Leinenspanner verwenden kann.

Grüße

Frank